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Reisetagebuch von Bruder Fahlon –
Priester des Tempels der
Gottheit Martu in Sonnengrad,
Hauptstadt des Kaiserreichs
Drea
Jahr 17 L.R.
Ich betrat die Taverne „Zum blauen Krug“ in Ruhfurt und war gespannt. Seit Tagen hatte ich einen regen Briefwechsel mit Clemens Quirin Schoettmer, einem Anhänger des Kaiserglaubens. Mein Wissen über diese Abwandlung der Pantheon-Theologie hatte ich lediglich aus Büchern und Erzählungen und so freute es mich, dass ich Clemens nun persönlich treffen sollte und ihm Fragen stellen könnte. Ich hatte mich diesbezüglich von Sedrick von meinen Pflichten bei der Garde entbinden lassen und hatte somit offiziell dienstfrei. Die Taverne war klein und gemütlich. Einige Bauern saßen an einem Tisch und tranken Bier. An einem anderen Tisch liefen ein paar Glücksspiele. Und dazwischen saß ein Mann mit dem Zeichen des Kaiserglaubens auf seiner Brust. Das musste Clemens sein. Ich setzte mich zu ihm und wir kamen direkt ins Gespräch. Ich bestellte bei der Schankmaid einen Krug Met und etwas zu essen und der Abend nahm seinen Lauf.
Wie sich herausstellte war mein dienstfreier Ausflug leider doch nicht so dienstfrei, wie ich mir erhofft hatte. Drei meiner Kameraden betraten die Taverne: Gharulf, Vic und Tyr. Überrascht fragte ich sie, was sie an diesem Ort wollen würden. Ruhfurt wurde wohl in den letzten Tagen von seltsamen Gegebenheiten geplagt. Tiere verendeten, die Bauern waren unglücklich und Leute erkrankten. Gerüchte über Gift kursierten und die drei Gardisten sollten Informationen einholen. Ich beschloss, dass ich mit der Sache nichts zu tun hatte und widmete mich wieder meinen Gesprächen mit Clemens. Wie ich mir denken konnte, vor allem nach dem Briefwechsel, hatte Clemens ein paar verbohrte Ansichten. Seine Ausführungen waren interessant und obwohl der Kaiserglaube auf meinem Glauben beruhte, so gab es doch ein paar Dinge, die sich widersprachen und über die wir uns nicht einig werden konnten. Demnach war der Kaiser die Reinkarnation der Götter. Der Kaiser war definitiv von den Göttern erwählt und es stand außer Frage, dass sein Wort Gesetz war, aber soweit zu gehen, ihn selbst auf eine Ebene mit den göttlichen zu stellen fand ich doch sehr anmaßend. Unsere Gespräche wurden unterbrochen, als einer der Bauern zusammenbrach – Gift?
Der Abend verlief zu meinem Missfallen nicht so ruhig wie erwartet. Immer wieder brachen einzelne Leute zusammen, hatten Kopfschmerzen, schliefen ein, übergaben sich plötzlich. Eine Ursache war aber nicht herauszufinden. Die drei Gardisten befragten die Anwesenden und verdächtigten jeden. Gharulf ging sogar so weit Clemens zu beschuldigen. Sie hatten die Idee, dass der Giftmischer das Gift wohl bei sich tragen würde. Folglich testeten sie jede Flüssigkeit, die sie finden konnten in dem der Besitzer davon trinken musste. Clemens hatte an seinem Gürtel eine Glasflasche gefüllt mit dem heiligen Wasser Apsus, abgefüllt aus der heiligen Quelle in Sonnengrad. Ich war entsetzt. Gharulf bestand tatsächlich darauf, dass Clemens das Wasser verschwendete, nur um ihm zu beweisen, dass es nicht vergiftet war. Ich versuchte auf ihn einzureden und Clemens wurde sichtlich gereizter. Die Bauern waren auch nicht gerade begeistert, hatten sie Clemens doch als geistlichen Führer in schlimmen Zeiten auserwählt. Die Lage spitzte sich immer weiter zu und wir versammelten uns vor der Taverne, wo Gharulf die Diskussion in einem Duell klären wollte. Zu seinem Glück konnte Vic ihn besänftigen und so musste Clemens nicht das Wasser trinken und auch nicht kämpfen. Die viel naheliegendere Theorie, dass das Personal der Taverne mit Gift hantierte wurde nun überprüft. Das Gift war offensichtlich in den Getränken. Wer hätte besseren Zugang als der Wirt und seine Schankmaid. Aber auch die beiden konnten nicht als Täter überführt werden. Es war zum verrückt werden.
Am späten Abend kamen Kommandant Sedrick und weitere Gardisten in der Taverne an. Die drei Gardisten erstatteten Bericht und Gharulf musste sich wegen seiner unbesonnenen Taten rechtfertigen. Der Giftmischer konnte nicht gefasst werden. Erik der Wirt bediente die Gardisten und erklärte, dass seine Schankmaid verschwunden war. Er konnte sie nirgends finden… War sie etwa die Giftmischerin?