Die Reise zur Zwergenschmiede

– Reisetagebuch von Bruder Fahlon –
Priester des Tempels zur Gottheit Martu in Sonnengrad,

Hauptstadt des Kaiserreiches Drea
und Chronist der Garde

Jahr 19 L.R.

Die Reise zur Zwergenschmiede verlief gänzlich anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Laros und ich haben unser Ziel nie erreicht. Gemeinsam waren wir unterwegs nach Freitor, zur großen Zwergenschmiede Saltans, denn dort sollte er seinen Ritterring schmieden. Ich war im vergangenen Winter dort gewesen, um alles zu arrangieren und nun waren wir irgendwo zwischen Nebelwacht und Freitor. Wir hörten Lärm und hinter einem kleinen Felsvorsprung war eine Gruppe bewaffneter Männer, die einen Zwerg angriffen. Der arme war in der Unterzahl und versuchte sich und seinen Wagen zu verteidigen. Laros, ganz in seinem Element, schritt sofort zur Tat und verteidigte den Zwerg. Ich versuchte zu helfen und erwischte einen der Männer mit meinem Wurfdolch. Als er sich irritiert umsah, schlug ich ihm mit meinem Stab ins Gesicht und er ging zu Boden. Laros hatte inzwischen die anderen beiden Männer niedergerungen und so gingen wir zu dem Zwerg. Er war von den Banditen zum Glück nicht verletzt worden und war sehr dankbar, für seine Rettung. Er bestand darauf, dass er uns etwas schuldig sei – Zwergenehre meinte er. Ich versicherte ihm, dass es selbstverständlich sei, jemandem in Not zu helfen und er uns nichts schulde. Die berühmte zwergische Sturheit ließ sich jedoch nicht einfach niederreden und so mussten Laros und ich schließlich mit einem Schmunzeln sein Dankeschön annehmen. Er stellte sich als Felshart, Sohn des Steinhart vor und verkündete beschämt, er habe nichts dabei, was er uns geben könne. Er sei auf dem Weg zu einem Dorf, wo er sich als wandernder Schmied ein paar Aufträge erhoffte. Auf seinem Wagen habe er lediglich seine transportierbare Schmiede und ein paar Rohstoffe dabei, die er aber allesamt bräuchte. Er würde uns aus Dankbarkeit aber gerne anbieten etwas für uns zu schmieden. Wiedermal war ich überrascht vom Wirken der Götter, die solche Zufälle einleiteten. Wir erzählten Felshart von unserem Vorhaben und er strahlte über das ganze Gesicht. Im Namen Urs wäre es ihm eine Ehre den Ring für Laros zu schmieden. Allerdings bräuchte er dafür noch ein paar Materialien, die er in einem Dorf in der Nähe bekommen würde. Also begleiteten wir Felshart zu dem kleinen Dorf Hunzlingen.

Hunzlingen war ein überschaubares Örtchen. Es gab einen kleinen Dorfplatz, umgeben von ungefähr 15 Wohnhäusern. Das Haus des Dorfältesten war das größte und wir durften in seinem Haus übernachten. Dort war auch ein reisender Söldner namens Zorlan beherbergt. Wir nahmen gemeinsam mit dem Dorfältesten und seinem Gast ein Mahl ein und ich war sehr erfreut über die Gastfreundschaft der Hunzlinger. Es war ein lustiger Abend, bei dem Felshart überschwänglich erzählte, wie Laros ihn vor den Banditen gerettet hatte. Selbstverständlich ließ er dabei nicht sein Versprechen aus Zwergenehre aus. Zorlan witterte wohl eine Möglichkeit Geld zu verdienen und fragte Felshart, welches Material er benötige. Zu meiner Überraschung kannte Zorlan das Material und erklärte er wüsste, wo man das Material bekommen könne. Er bot an Laros zu dem Ort zu begleiten und dankend nahm er das Angebot an. Felshart würde in der Zwischenzeit die Schmiede anfeuern und so könnte das Material dann direkt verarbeitet werden. Welch eine Fügung! Die Götter mussten es gut mit uns meinen, denn so würde Laros am morgigen Tage bereits seinen Ring fertigstellen können und wir würden früher als geplant zurück kehren können. Die Pläne für den nächsten Tag standen und gemeinsam feierten wir den schönen Abend.

Am nächsten Morgen unterhielt ich mich mit den Dorfbewohnern. Einige von ihnen waren Bauern, andere waren in Freitor tätig und nur an Wochenenden zu Hause bei ihren Familien. Zwischen Nebelwacht und Freitor lag das Dorf relativ vor Widlingsangriffen geschützt und die Dörfler führten ein ruhiges Leben. Sie erzählten mir, wie dankbar sie Felshart seien, der regelmäßig von Freitor nach Hunzlingen reiste, um angefallene Schmiedearbeiten zu erledigen. Dabei würde er stets tadellos arbeiten und nur wenig Bezahlung verlangen. Im Gegenzug sei er ein gerne gesehener Gast und würde von allen umsorgt werden. Es freute mich zu sehen, wie gut es funktionierte. Ein paar Stunden nach seinem Aufbruch mit Zorlan kam Laros zurück nach Hunzlingen. Er sah mitgenommen aus und sein rechtes Auge war geschwollen. Ich eilte zu ihm und er erklärte mir, Zorlan habe ihn in einen Hinterhalt gelockt. In der Mine hatten bereits zwei Banditen auf ihn gewartet und er hätte sich gegen beide und Zorlan behaupten müssen, der wohl ihr Anführer gewesen war. Wer weiß was sie geplant hatten. Wahrscheinlich hatte Zorlan das Dorf ausgespäht, um die Banditen hereinführen zu können. Laros hatte wohl einen schwierigen Kampf gegen drei Feinde gleichzeitig, aber gegen einen ausgebildeten Gardisten und Tempelwächter hatten sie keine Chance. Wenigstens hatte Zorlan in einem Punkt nicht gelogen: Das Material hatte er tatsächlich gefunden und so konnte Laros doch noch seinen Ring mit dem Zwerg Felshart schmieden.