Ereignisse in Nebelwacht

– Reisetagebuch von Bruder Fahlon –
Priester des Tempels zur Gottheit Martu in Sonnengrad,
Hauptstadt des Kaiserreiches Drea
Jahr 18 L.R.

Heute sollten unsere Gäste aus Ancarea und Frostheim ankommen. Mark und ich begleiteten Quartiermeister Ulrich, um unsere Gäste zu empfangen. Wir begrüßten Jarl Lasse aus Frostheim und seine Untergebenen Fingard und Thurid sowie Admiral Ramirez von der ancareanischen Hanse und seine beiden Kommandanten Carmen und Ragnar. Wir geleiteten sie sicher und ohne Vorkommnisse nach Nebelwacht.

Als wir an der Taverne in Nebelwacht ankamen, hörten wir Schreie und Ulrich stürmte sofort in das Innere, wo wir Zeuge einer Hinrichtung wurden. Eine mysteriöse Gestalt hatte sich gemeinsam mit einem Gardisten hinter einer Barriere verschanzt und schnitt ihm die Kehle durch. Einige Wachen und Gardisten versuchten die Barriere zu durchbrechen, jedoch erfolglos.

Als der mir unbekannte Gardist zu Boden ging, löste sich der Mann – offensichtlich Magier – einfach auf und die Barriere verschwand. Sofort stürmten Heiler in den Raum und versuchten dem Gardisten das Leben zu retten – jedoch vergeblich. Er erlag seinen Verletzungen und die Leiche wurde nach draußen geschafft. Am Ort des Geschehens lagen einige Dokumente verstreut, sowie drei Kacheln, beschriftet mit den Nummern 3, 12 und 16. Bei den Dokumenten handelte es sich um offizielle Dokumente und Briefe von Kommandant Sedrick. Ich fand außerdem ein Tagebuch, das sich jedoch leider nur als das Tagebuch des Kommandanten herausstellte und mir keinerlei Informationen brachte.

Ich lernte Urs von Bruckner kennen, der von Tarvick nach Nebelwacht versetzt worden war. Ich erinnerte mich in Clemens Briefen von ihm gelesen zu haben. Er machte einen sehr gewissenhaften Eindruck auf mich und gemeinsam mit Arcann und Rechtweiß widmeten wir uns den Schriftstücken. Rechtweiß war schon mächtig angetrunken und unglaublich anstrengend. Er faselte wirres Zeug über die Götter und war absolut keine Hilfe. Carmen gesellte sich zu uns und wir fanden heraus, dass die Schriftstücke in mehrfacher Ausführung vorhanden waren. Da ich mich bei Rechtweiß Gefasel zurzeit sowieso nicht konzentrieren konnte und ich zudem bereits Dienstschluss – und Hunger – hatte, steckte ich je ein Exemplar in meine Tasche und beschloss mich am nächsten Morgen weiter damit zu befassen.

Durch die Anwesenheit von Urs nahm ich an, dass auch Clemens inzwischen in Nebelwacht eingetroffen sein musste. Ich freute mich, als ich meinen geschätzten Freund wieder traf. Er stellte mir die Heilerin Elisabeth – kurz Elisa – vor, die mit ihm und Urs von Tarvick nach Nebelwacht gereist war. Wie sich herausstellte, waren Laros und Elisa in ihrer Kindheit befreundet.

Bei einigen Krügen Met und Bier und einer ordentlichen Portion Braten mit Kartoffeln genoss ich den Abend mit meinen Kameraden und Freunden. Die kürzlich geschehenen Ereignisse ließen mir keine Ruhe. Nichts desto trotz versuchte ich die Schriftstücke in meiner Tasche und den Magier aus meinen Gedanken auszublenden und den Abend zu genießen. Thurid aus Frostheim setzte sich zu uns an den Tisch und gemeinsam philosophierten wir über Götter und die Elemente Mythodeas. Auch wenn sie eigene Götter hat, die sie anbetet, hatten wir doch einige ähnliche Ansichten, was mich sehr erfreute.

Es war trotz den Vorkommnissen ein netter Abend. Im Verlauf des Abends kam Laros auf mich zu, um die erste Ritterprüfung im Namen der Götter anzutreten. Laros war seit kurzem Anwärter auf einen Rittertitel und sollte um diesen zu erlangen – nach dreanischem Brauch – in diversen Prüfungen zunächst den Segen der Götter empfangen. Ich erklärte ihm, seine erste Prüfung würde im Namen der Göttin Tria stattfinden und seine Aufgabe wäre es zunächst ein Mündel zu finden, das bereit wäre ihn auf seinem Weg zum Ritter zu begleiten und von ihm zu lernen. Nach einiger Zeit kehrte er zurück, mit Elsa an seiner Seite, die sich dazu bereit erklärt hatte sein Mündel zu werden. Ich schickte sie auf die Suche nach einer kräuterkundigen Person, um sich – im Sinne der Pflanzengöttin – Wissen anzueignen, wie das eigene Leben und das anderer geschützt werden könne. Anschließend trank ich noch ein paar Krüge Met und ließ den Abend mit meinen Kameraden ausklingen.

Am nächsten Morgen trommelte Clemens alle Gardisten in der Nähe zusammen. Kommandant Sedrick und Quartiermeister Ulrich waren außerhalb Nebelwachts auf Einsätzen und hatten ihm das Kommando übertragen. Er ordnete eine Patrouille im Wald an, da am Abend zuvor im Waldgebiet weitere der mysteriösen Tafeln gefunden wurden. Während wir uns rüsteten kamen unsere Gäste aus Frostheim und Ancarea aus dem Wald und hatten einen Verwundeten mit der Ausrüstung der Garde bei sich. Keiner von uns hatte diesen Mann je gesehen, der nun bewusstlos auf dem Boden lag. Jarl Lasse berichtete, sie wären von ihm angegriffen worden, als er scheinbar ziellos durch den Wald streifte.

Heiler untersuchten den Verletzten und es stellte sich heraus, dass er zwar atmete, aber bereits tot war und keinerlei andere Lebenszeichen zeigte. Sie erschlugen ihn kurzerhand.

Ragnar berichtete mir von Grabsteinen im Wald mit seltsamen Symbolen. Mein Interesse war geweckt und er führte mich an die Stelle. In der Nähe waren eine Lagerstätte und seltsame Zeichen, die an ein Gespenst erinnerten. Auf den beiden Grabsteinen waren mir unbekannte Symbole in drei Reihen angeordnet. Auffällig dabei war, dass sich nur die oberste Reihe unterschied und – was mich noch mehr verwunderte – dass das letzte Zeichen jeweils die Wellen der heiligen Göttermutter Apsu waren. In der Nähe fanden wir einen Schild der Reichsgarde und wir kehrten zurück, um Clemens Bericht zu erstatten. Mir kam das alles sehr seltsam vor und ich hatte das Gefühl, dass Zusammenhänge zu den Vorkommnissen am Vorabend bestanden.

Clemens führte eine Lanze von Gardisten, unterstützt durch die Frostheimer und die Hanse in den Wald, um die Stellen zu untersuchen. Wir trafen im Wald auf Gestalten, die zu den Gräbern pilgerten. Sie waren bewaffnet und sahen verwahrlost aus. Als wir uns ihnen näherten griffen sie uns ohne Grund an. Wie sich herausstellte handelte es sich um untote Wiedergänger! Ich hatte bereits einige Begegnungen mit den Untoten Mythodeas und war zutiefst erschüttert, hier auf Saltan ähnlich widerliche Kreaturen zu sehen. Auch wenn diese wesentlich unorganisierter und triebgesteuerter vorgingen, waren sie doch eine Herausforderung für unsere Truppe. Mir fiel sofort auf, dass eines der Wesen eine weitere der Kacheln mit sich herumtrug. Ich hielt mich im Hintergrund und staunte über Urs Treffsicherheit mit der Armbrust. Die Wesen konnten überwältigt werden und die Verwundeten wurden aus dem Wald geschafft.

Gemeinsam untersuchten wir die Grabstätten, deren Erde aufgewühlt war. Im Inneren der Gräber fanden wir eine weitere der Kacheln. Ich nahm die Kacheln an mich und begab mich zurück nach Nebelwacht, wo ich versuchte aus den Zahlen schlau zu werden. Ich erinnerte mich an die Schriftstücke in meiner Tasche und begann sie zu studieren. Ich konnte keinen Zusammenhang zwischen den Schriftstücken und den Kacheln, geschweige denn zu den Vorkommnissen in der Taverne finden. Allerdings fand ich durch einen Brief des Kommandanten an seinen Vorgesetzten heraus, dass er wohl bereits von den wandelnden Toten erfahren hatte. Beunruhigende Neuigkeiten, wie ich fand, weshalb ich Clemens und Urs über meinen Fund aufklärte.

Ausgehend von der Vermutung, dass die Kacheln in irgendeinem Zusammenhang mit den Untoten und dem Vorfall am Vorabend stehen, beschloss ich dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Ich ging davon aus, dass weitere Kacheln existieren und dass es, wahrscheinlich mindestens 16 Kacheln gibt, da die bisher höchste Zahl, die wir gefunden hatten, die 16 war. Ich begleitete die Gardisten auf die nächste Patrouille in den Wald, wo wir zwei in Fell gekleidete Menschen fanden, die auf dem Boden saßen. Als sie uns sahen zogen sie ihre Waffen und musterten uns argwöhnisch. Sie wollten wissen wer wir seien und warum wir sie ständig angreifen würden. Wir versuchten das Missverständnis aufzuklären, dass wir sie nicht angegriffen hätten und sie auch noch nie gesehen hätten. Nach einigen Diskussionen konnte Clemens sie überzeugen, dass der Wald im Moment aufgrund der Untoten kein sicherer Ort sei und sie begleiteten uns nach Nebelwacht in unser „Haus aus Steinen“ – wie Clemens angepasst auf Wildlingsniveau unsere Festung nannte.

Ich unterhielt mich mit den beiden Wildlingen und erfuhr einige beunruhigende Dinge. Ihr Stamm, die Tama, lebten vor langer Zeit in den Wäldern um Nebelwacht und bezeichnen diese als ihr zu Hause. Seit kurzem werden sie von anderen Wildlingsstämmen angegriffen, die Schilde und Ausrüstung der Reichsgarde führen. Zu dem behaupteten sie, ein Magier hätte ihnen angeboten, er würde sie ebenfalls mit unseren Schilden ausrüsten, wenn sie für ihn kämpfen würden. Sofort klingelten alle Alarmglocken in meinem Kopf. Sollte es sich bei diesem Magier und der mysteriösen Gestalt vom Vorabend um die gleiche Person handeln? Aber wieso rüstete er Wildlingsstämme mit unserer Ausrüstung aus und hetzte sie gegeneinander? Und wieso hatte er einen Gardisten getötet? Ich verfluchte mich selbst, dass ich am Vorabend nicht schon vorher da gewesen war. Er hatte bestimmt etwas gesagt, das mir nun weiter helfen würde.

Wie sich herausstellte waren die Grabsteine, die wir gefunden hatten, Gräber der Vorfahren der Tama. Bei den Symbolen auf den Grabsteinen handelte es sich also tatsächlich um Wildlingsschrift und die Tama halfen mir die Schriftzeichen zu übersetzen. Die Zeichen in der ersten Reihe standen jeweils für die Namen der Gefallenen: Ruth und Hans. Die beiden Zeichen darunter entsprachen der Zahl 34 und das Wellensymbol, das mich an Apsu erinnert hat, stand tatsächlich für das Meer. Die Tama erklärten mir, dass die 34 ersten Menschen, die über das Meer gekommen sind ihren Stamm gegründet hatten, der mittlerweile knappe 120 Menschen umfasst. Sie führten ein Ritual zu Ehren ihrer Verstorbenen durch und ich beobachtete fasziniert das Geschehen. Sie legten ein Dreieck aus Holzstücken aus. Anschließend nahm jeder von ihnen je vier kleinere Holzstücke und würfelte sie aus, wie sie es nannten. Sie warfen die Hölzer in das Dreieck und versuchten anhand ihrer Position etwas über die Toten zu erfahren. Sie wirkten beunruhigt, was ich den wandelnden Toten zuschrieb. Das Ritual war primitiv und lächerlich, obgleich ich die Ehrung der Toten einem barbarischen Wildlingsstamm nicht zugetraut hätte.

Ich versuchte etwas über die Kacheln zu erfahren. Die Tama nannten sie Schlüssel und erklärten, dass sie von ihren Vorfahren stammten. Weitere Informationen wollten sie uns jedoch nicht geben, da sie uns noch immer nicht vertrauten. Sie waren sehr skeptisch und stellten Fragen zu den Grenzen unseres Herrschaftsgebiets und dessen Ausweitung. Gewiss waren sie beeindruckt von unserer Stärke und Anzahl und bangten nun – nicht unbegründet – um ihre Existenz. Ich versuchte ihr Vertrauen zu erlangen und ließ sie sich in unserer Festung umschauen. Einer der Wildlinge war begeistert von unserem Bier und machte sich über unsere Vorräte her.

Nach und nach brachten die Gardisten mir weitere Kacheln aus dem Wald und mein Verdacht schien sich zu bestätigen. Die Wildlinge weigerten sich nach wie vor Informationen über die Kacheln Preis zu geben. Als von einem weiteren Grab mit roten Schriftzeichen gesprochen wurde, wurden die Wildlinge hellhörig und sagten etwas von einem Schloss. Ich fragte sie, was hinter diesem Schloss sei und ob die Schlüssel, die Kacheln, etwas damit zu tun hätten. Sie wollten mir nach wie vor keine Auskünfte erteilen, also beschloss ich mit ihnen in den Wald zu gehen und mir dieses Grab selbst anzusehen. Wir stießen auf einen Trupp Gardisten unter der Führung Clemens, der gerade von den wandelnden Toten angegriffen wurde. Sie wirkten weit aggressiver und organisierter als zuvor. Obwohl wir ihnen zahlenmäßig stark überlegen waren, kämpften sie ohne Zurückhaltung. Eines der Monster kam auf mich zu und ich versuchte die Angriffe mit meinem Stab zu blocken. Ich wurde zum Glück nicht weiter verletzt und die Untoten wurden vernichtet. Einer der Tama hatte eine Verletzung davon getragen, weigerte sich jedoch, sich heilen zu lassen.

Das angebliche Grab konnten wir leider nicht finden. Dafür aber weitere Kacheln, so dass wir nun insgesamt 13 Kacheln hatten. Wir schafften die Verwundeten zurück nach Nebelwacht und ich bat die Tama uns erneut zu begleiten. Clemens erteilte mir das Kommando über die Verhandlungen mit den Wildlingen und so versuchte ich, eine Möglichkeit zu finden, wie sie uns unterstützen würden. Ich bot ihnen Bier an und wollte im Austausch, dass sie uns etwas über die Kacheln, die sie Schlüssel nannten und das Schloss erklären. Nach längeren Diskussionen und Kompromissen konnten wir uns auf einen Friedensvertrag einigen, der besagt, dass die Tama die Reichsgarde bei den Rätseln um die jüngsten Ereignisse sowie in Kämpfen gegen Feinde unterstützen würden. Im Gegenzug würde die Reichsgarde ihnen ihr Land zu gestehen und sie nicht daraus vertreiben. Es würde ein Friedensabkommen zwischen den benachbarten Völkern geben und Möglichkeiten zum Handel. Des Weiteren würde die Garde die Tama regelmäßig mit neuen Biervorräten beliefern.

Die Tama unterzeichneten den Vertrag mit einem Fingerabdruck und erklärten mir anschließend, dass das Schloss eine Krypta verschließe, in der ihre drei stärksten Krieger begraben seien. Insgesamt seien 16 Schlüssel nötig. Wir hatten bereits 13 Schlüssel und einer der Tama reichte mir einen weiteren Schlüssel, den er in seinen Gewändern versteckt hatte.

Zur Mittagszeit nahm ich nur ein bescheidenes Mahl zu mir, da mir die jüngsten Ereignisse schwer im Magen lagen. Ulrich kam von seiner Mission zurück und ich berichtete ihm über die Verhandlungen mit den Tama und über meine neuesten Erkenntnisse bezüglich der Kacheln und der Untoten. Er war erzürnt, als ich ihm den Brief zeigte, laut dem Sedrick Vorfälle mit Untoten bereits bekannt waren. „Warum weiß ich davon nichts?!“, brüllte er Wut entbrannt. Die Wildlinge wurden in der Festung Nebelwacht einquartiert, solange die Untoten in den Wäldern wandeln, um sich auszuruhen. Urs, Arcann, Rechtweiß und ich saßen im Schatten und überlegten, wie die Tafeln angeordnet werden müssten. Laros kam zwischendurch zu mir, um sich Papier und Schreibfeder auszuleihen. Ich nahm an, er wolle sich Notizen zu Elisas Heilkräutern machen.

Wir berieten uns und überlegten, wie sinnvoll es wäre die Krypta zu öffnen. Da die Toten auferweckt wurden und in der Krypta drei mächtige Krieger begraben lagen, wäre davon auszugehen, dass wir höchstwahrscheinlich in einen Kampf verwickelt werden. Es könnte jedoch auch sein, dass wir Hinweise finden und sich die offenen Fragen endlich klären würden. Warum wandelten die Toten umher? Wer war dieser Magier? Und was hatte es mit den Wildlingen in Reichsgarde-Rüstung auf sich? Elisa begab sich zu den Quartieren der Tama und versuchte etwas über die Anordnung der Schlüssel herauszufinden. Als sie zurück kam, erklärte sie, die Tama wüssten selbst nicht mehr genau, wie die Schlüssel anzuordnen seien. Sie wussten noch, dass sie in einem Quadrat angeordnet werden mussten und die Zahlen der waagerechten und senkrechten Reihen jeweils die gleiche Summe ergeben müssten. Mathematik war nicht mein Fachgebiet und so beauftragte ich Arcann und Rechtweiß dieses Rätsel zu lösen. Wir gingen davon aus, dass die Summe der Zahlen jeweils die 34 sein müsse, da dies die Anzahl der ersten Siedler der Tama war. Die beiden fehlenden Schlüssel mit den Zahlen 10 und 11 hofften wir in der Nähe der Krypta zu finden.

Noch während Rechtweiß versuchte das Rätsel zu lösen, begaben wir uns auf die Suche zur Krypta. Rechtweiß trug die Kacheln mit sich und versuchte die Anordnung der Tafeln herauszufinden. Wir begaben uns zu den Wildlingsgräbern, wo Arcann einen Zauber nutzte, um etwas zu erfahren. Er hörte die Stimmen der Toten und war durch seinen Zauber in der Lage uns zur Krypta zu führen. Die Frostheimer und die Hanse begleiteten uns auf dem Weg zur Krypta. Wir mussten einen langen Weg quer durch den Wald beschreiten und als wir endlich die Krypta fanden, hörten wir böses Gelächter. Hinter einer Barriere stand der Magier vom Vorabend und Carmen lag zu seinen Füßen. Mein Verdacht hatte sich bestätigt und die Kacheln mit den Nummern 10 und 11 waren bereits im Schloss. Während Rechtweiß und Arcann versuchten die Kacheln in der richtigen Reihenfolge anzuordnen, machte sich der Magier über uns lustig. Xavius, so sein Name, sei nach Saltan zurückgekehrt, um Dreas Untergang herbei zu führen. Sie, wer auch immer das sein soll, wären vor 2000 Jahren bereits hier gewesen und wollen sich nun das Land zurückholen. Er schnitt in Carmens Hand, sprach eine Formel und schnitt anschließend in seine eigene Hand. Plötzlich hatte ich das Gefühl mein Schädel würde bersten. Die Schmerzen waren unerträglich und ich kauerte mich auf den Boden. Als ich wieder zu mir kam, sah ich, dass nicht nur ich von diesen Schmerzen geplagt wurde. Xavius musste Blutmagie gewirkt haben! Ein finsterer Pfad der Magie, der von der Magierakademie verboten ist. Ich hatte einiges darüber gelesen und wusste von der Existenz von Blutmagie, war aber dennoch von der gewaltigen Macht Xavius erschüttert.

Just in dem Moment, als es Arcann und Rechtweiß gelang die Barriere zu lösen, erweckte Xavius die toten Krieger und ihren Knappen zum Leben. Wir sahen uns vier starken Gegnern gegenüber, die auf uns losstürmten. Ragnar schaffte es Carmen zu befreien, wurde jedoch von Xavius versteinert und Xavius konnte entkommen. Ich wurde im Kampf gegen einen der Krieger stark gefordert. Ich schaffte es einige Treffer mit meinem Stab zu landen und die meisten Schläge abzublocken, bis mich ein Schlag mit einem Zweihänder am Kopf traf. Bewusstlos ging ich zu Boden. Als ich aufwachte war die Schlacht bereits vorüber. Ich hatte wahnsinnige Kopfschmerzen, hatte jedoch Glück gehabt. Mich hatte nur die Flache Seite des Schwertes am Kopf getroffen und ich war nicht weiter verletzt. Elisa gab mir einen Trunk aus Kamille gegen die Kopfschmerzen und ich half die Verwundeten zurück nach Nebelwacht zu bringen.

Nach dem Abendessen floss trotz der gedrückten Stimmung noch einiges an Alkohol und es wurden Trinkspiele am Lagerfeuer gespielt. Ich nutzte die Zeit und sprach Laros an, der bereit war sich seiner nächsten Ritterprüfung zu stellen. Da wir uns bei einer Taverne befanden, empfand ich es als angemessen, die Prüfung der Göttin Lamastu abzuhalten. Ich schickte ihn los jemanden zu finden, der ihm von Lamastus Tragödie berichten kann. Nachdem er davon erfahren hatte beauftragte ich ihn damit Lamastus Medaillon, das hier in den Wäldern verloren gegangen sein muss, zu finden. Er machte sich gemeinsam mit seinem Mündel Elsa in den Wald. Kommandant Sedrick war in der Zwischenzeit zurückgekehrt und besprach sich mit seinen Offizieren und den Gästen in der Taverne. Nach einiger Zeit kehrten Laros und Elsa erschöpft zurück. Sie berichteten einem untoten Krieger im Wald begegnet zu sein, der eine Münze bei sich trug. Um herauszufinden, ob es sich dabei um Lamastus Medaillon handelt, bat ich sie Ulrich zu suchen und sich zeigen zu lassen, wie man ein Trinkopfer zu ehren der Göttin abhält. Sollte es sich tatsächlich um Lamastus Medaillon handeln, würde etwas geschehen, wenn sie das Trinkopfer im Wald durchführen würden – da war ich mir sicher. Ich wollte dem gerne beiwohnen, aber Kommandant Sedrick forderte meine Anwesenheit. Er beschwerte sich bei mir, was mir einfallen würde einfach Friedensabkommen mit Wildlingen abzuschließen. Ich erklärte ihm, dass ich dazu offiziell befugt worden bin und zählte ihm die dadurch entstandenen Vorteile auf. Sedrick war erzürnt, da die Tama wohl bei ihrem Rundgang einige Dinge aus Sedricks Privateigentum gestohlen hatten. Er schwor den Tama Rache und ich empfahl mich.

Ich schloss mich wieder den Trinkspielen am Lagerfeuer an und versuchte die Ärgernisse des Tages auszublenden. Ich war ziemlich wütend, dass Sedrick sich bei mir beschwert hatte. Immerhin hätten wir ohne meine Verhandlungen weder die letzte Kachel noch irgendwelche Hinweise auf die Krypta erhalten und Carmen wäre jetzt wahrscheinlich tot. Laros kehrte nach einiger Zeit zurück und berichtete mir von seinen Erlebnissen. Bei dem Medaillon hatte es sich wohl tatsächlich um Lamastus Medaillon gehandelt und durch das Trinkopfer hatten sich die Ereignisse überschlagen. Ich werde in einem gesonderten Bericht auf die Details eingehen, aber in dem Gespräch ist mir eines klar geworden: Der Weg der Götter ist nicht immer für alle nachvollziehbar und oft unerwartet, aber ich bin mir sicher Laros hat seine Lektion gelernt.