– Reisetagebuch von Bruder Fahlon –
Priester des Tempels zur Gottheit Martu in Sonnengrad,
Hauptstadt des Kaiserreiches Drea
Jahr 18 L.R.
Ich wusste nicht, dass die Sommer in Mythodea so unendlich heiß waren… Die Sonne brannte erbarmungslos auf uns hinab und ohne das kühle Nass, das Apsu uns bescherte, hätte ich diesen Feldzug wahrscheinlich nicht überlebt. Wir lagerten, wie üblich, im Zentrum des askalonischen Lagers im Banner der Freien. Unterstützt wurden wir dieses Mal von den Söldnern Horn und Talin, die mit uns gemeinsam lagerten. Der Sommerfeldzug war der größte Feldzug, dem ich bisher beigewohnt hatte. Menschenmassen sammelten sich in den Schatten der Bäume und warteten darauf, dass die Sonne endlich untergehen würde. Im naheliegenden Tross florierte währenddessen der Handel und vor allem kühlende Getränke wurden in Massen verkauft.
Im Banner der Freien wurden die Truppen Askalons versammelt, um einen Überblick über die Truppenstärke zu gewinnen, als plötzlich ein lauter Knall zu hören war. Eridus Landmassen erzitterten und ich wusste kurz nicht mehr wo ich war und was passiert war. Panik brach in einigen Lagern aus und schon bald war klar, dass der Knall aus Richtung der Weltenschmiede gekommen sein musste. Dieser zentrale Ort war, wie ich später erfuhr ein Ort, an dem neue Dinge geschaffen werden konnten, weshalb er auf keinen Fall an die Verfemten fallen durfte. Wir eilten gemeinsam mit dem Rest des askalonischen Heeres in Richtung der Weltenschmiede, wo bereits ein heftiger Kampf tobte. Die Menge an Kreaturen schockierte mich. Untotenheere, organisiert und schlagkräftig kämpften Seite an Seite mit den Essenzwesen, während die Ölige Pestilenz, angeführt von der Krabbe, ihre Krankheiten verteilte. Der Himmel verdunkelte sich und als ich nach oben sah, erblickte ich einen Hagelsturm aus Pfeilen, den die Untoten uns entgegensandten. Zum Glück konnten die meisten ausweichen und nur wenige wurden verletzt. Ich hielt mich hinter den Schlachtreihen und versuchte die anderen im Falle eines weiteren Überraschungsangriffes vorzuwarnen.
Mit vereinten Kräften schafften es die Siedler die widerwärtigen Verfemten zurück zu drängen. Während die Heere nach und nach abrückten, befahl Kommandant Sedrick die Stellung zu halten. Er traute dem Frieden nicht und da wir alle nicht weiter verletzt waren, führten wir ein kurzes Waffen- und Formationstraining durch. Ein weiser Entschluss Sedricks, wie sich herausstellte, denn es dauerte nicht lang und ein Lairdom Untoter marschierte in unsere Richtung. Sedrick übernahm die Führung und versuchte mit den tapferen Gardisten die Stellung zu halten, während Eckarius und ich zurückeilten, um Verstärkung zu holen.
Ich war selten so erzürnt! Als hinge mein Leben davon ab – genau genommen hing das Leben vieler anderer davon ab – bin ich zurück ins askalonische Lager gerannt, um Hilfe anzufordern. Durch die Hitze war ich völlig fertig und bin fast zusammengeklappt, nur um von allen abgewiesen zu werden. Keiner nahm mich ernst und die Befehlshabenden sagten nur Dinge wie „Meine Leute müssen sich erst mal ausruhen“. Ich war entsetzt und gleichzeitig spürte ich, wie die Wut in mir zunahm. Norronas Zorn in mir schenkte mir neue Kraft und ich eilte zurück zu meinen Kameraden. Zwar würde ich nicht viel ausmachen können, aber meine Freunde würde ich nicht im Stich lassen. Als ich ankam, war unsere Truppe schon stark zurückgedrängt worden, aber noch hielten sie die Stellung. Ich sah wie sie ein Stück entfernt mit den Untoten kämpften, während sich von links ein Schwarm Schwarzen Eises näherte. Den Göttern sei Dank, war ich geistesgegenwärtig genug, um Sedrick zu warnen, worauf er einen überhasteten Rückzug befahl. Ich rannte um mein Leben, die Untote schreiende Menge dicht hinter mir. Inzwischen waren auch andere Siedler in die Kämpfe eingeschritten und wir zogen uns zurück. Das askalonische Heer kam uns endlich entgegen, als Sedrick plötzlich bewusstlos zusammenbrach. Die Weltenschmiede war unterdessen an die Verfemten gefallen.
Horn, der in Sedricks Abwesenheit das Kommando hatte, war außer sich vor Wut. Er marschierte direkt zu Haradron, um sich zu beschweren. Der Heerführer versicherte ihm, dass es sich um ein Missverständnis handeln müsse und versuchte Horn zu vertrösten. Sichtlich unbegeistert kehrte er in unser Lager zurück. Während ich hier sitze und notiere, grummelt und murrt er vor sich hin.
Tag zwei der Hitze
Noch immer röstet uns die Sonne – es ist kaum auszuhalten. Am vergangenen Abend ist noch einiges passiert. Nachdem Sedrick wieder zu sich gekommen ist, haben unsere Gardisten die Stadttore der askalonischen Zeltstadt bewacht. Auch zu diesen Stunden waren die Verfemten aktiv. Ein Askalonier aus dem Lager der Weorritter war ermordet worden und die Vermutung lag nahe, dass ein Spion der Ratio in das Lager eingedrungen war. In unserem Lager hatte Horn unterdessen eine Auseinandersetzung mit Jarl Lasse. Als der Wachwechsel vollzogen wurde, kamen Rechtweiß und Talin zurück. Sie wirkten irgendwie verändert und begannen alles aufzuräumen. Wie sich herausstellte, waren sie von einem Khor’Ottar des Schwarzen Eises teilassimiliert worden. Wir schlugen sie bewusstlos und suchten Hilfe in den anderen Lagern Askalons und schafften es so schließlich die Essenz aus den beiden auszutreiben. Ein ganz besonderes Ereignis für mich an diesem Abend war, als der Kommandant mich offiziell zum Chronist der Garde ernannte und mir ein entsprechendes Zertifikat überreichte.
Heute Morgen war ich unterwegs und habe versucht eine Karte des Heerzuges zu zeichnen. Die Gardisten waren in der Zeit in der Schlacht gegen die Verfemten. Sie kamen schwer verwundet zurück und mussten sich ausruhen. Ich war in der Zwischenzeit ebenfalls aktiv und habe das Lager der Ouai aufgesucht, um etwas über die verfemten Elemente und die Urzweifler zu erfahren.
Gegen Mittag lief eine seltsame Schattengestalt in unserem Lager herum. Sie hatte einen Kristall in der Hand und bat uns den Kristall zu berühren, um die Macht zu bewahren. Sedrick berührte den Kristall der Schöpfung, wie das Wesen ihn nannte und nahm ihn in sich auf. Ein Symbol erschien auf seiner Stirn, das als Symbol von Steinvater erkannt wurde. Steinvater war ein Wächter des Weltenrates, ähnlich eines Gottes, der an diesem Tag erschienen war, um die Siedler zu unterstützen. Nach der Aufnahme des Kristalls, war Sedrick ungewohnt aggressiv. Ich schob es zunächst auf die andauernde Hitze, die uns alle plagte aber schon bald merkte ich, dass mehr dahinter stecken musste. Während er zornig in die Schlacht stürmte, ging ich mit Elsa in das Lager der Blütenthaler, um mehr über Steinvater und den Weltenrat zu erfahren.
Als Sedrick zurückkam, war er außer sich vor Wut. Horn berichtete, dass Sedrick wie von Sinnen auf die Untoten zugestürmt ist und versucht hatte Laird Emeline, eine Anführerin des Untods zum Duell zu fordern. Ich hatte in der Zwischenzeit erfahren, dass die Kristalle der Schöpfung dafür sorgten, dass die betroffenen Personen Schöpfungsenergie der Qui’hen Assil in sich trugen. Es war naheliegend, dass Sedrick in Berührung mit dem Qui’hen Assil des Zorns, einem Aspekt Ignis, in Berührung gekommen ist, wodurch er besonders anfällig für Norronas Zorn war. Gutes Zureden konnte ihn nicht bremsen und ich machte mir Sorgen, dass durch den Kontakt mit dem Kristall, die Symptome nach dem Ignisritual bei der Stadtgründung Askalons erneut ausbrechen könnten.
Wir suchten Hilfe in den benachbarten Lagern und entschieden kurzerhand Sedrick mit Hilfe eines Schlafzaubers vorerst ruhig zu stellen.
Mein Kopf fühlt sich an, als würde er platzen und es war schwierig, unter diesen Umständen zu denken, aber ich hatte Erfolg. Durch das Ritual, das ich abgehalten hatte, konnte die Schöpfungsenergie aus Sedricks Körper gezogen werden. Bei dem Ritual rief ich einige unserer Götter an, mit dem Ergebnis, das Sedrick zusammenbrach und anschließend drei Kugeln von Ignis Elementarenergie in seinen Händen hielt. Der genaue Wortlaut des Rituals war wie folgt:
„Eridu
und Apsu, göttliche Geschwister, die ihr hier Terra und Aqua genannt
werdet, erhört mein Flehen! Gebt dieser eurer Schöpfung die Kraft
und Euren Segen sich zu befreien. Eridu, Göttervater der Erde, als
Element Terra zeigst du uns in diesem Land deine Macht. Nutze diese
Macht, den Zorn deiner Tochter in geregelte Bahnen zu lenken!
Ich
bitte dich Norrona, lass ab von diesem geplagten Kind. Du wirst hier
als Qui’hen Assil des Zorns und der Rache verehrt und zeigst uns in
Form des Elements Ignis deine Macht, wenn du das Kriegsfeuer in uns
entfachst. Dieser Mann hat deinen Funken empfangen und lenkt seinen
Zorn gegen Magna, der hier in Form der Urzweifler wandelt und dessen
widerliche Kreaturen, die hier als Verfemte pausenlos für Leid
sorgen. Ich bitte dich, erlöse ihn und lasse in seinem Herzen Platz
für deine Geschwister.
Lorotar, höre mein Flehen und erleuchte
den Fehlgeleiteten, auf dass er wieder den Sinn im Kampf sieht. Für
Ehre und Stolz wirst du in diesen Landen verehrt. In Schlachten höre
ich regelmäßig, wie die roten Jademeister des Stolzes angerufen
werden und wie niedere Wesen, wie wir es sind, für Ehre in den Kampf
ziehen. Erinnere diesen Mann, wofür es lohnt zu kämpfen.
Marra,
Göttin der Ruhe und des Seelenfriedens, beruhige das erhitzte Gemüt.
Als Herren der Tiefe wirkst du hier durch deine göttliche Mutter
Apsu, die hier als Aqua bekannt ist und stehst den Verwundeten und
Gefallenen bei. Ich bitte dich nun die Ruhe und den Frieden, die du
diesen Seelen bescherst auch auf diesen Mann wirken zu lassen.
Götter
des dreanischen Pantheon, ich lobpreise euch, eure Macht und eure
grenzenlose Weisheit. Als treuer Diener werde ich täglich Zeuge
eurer Macht in dieser und aller anderen Welten. Ich bitte euch erhört
mein Flehen.
Ich kann euch hier und gerade nicht in gewohnter
Form spüren, ihr seid mir fern, doch ich habe Vertrauen in euch,
dass ihr mich hört und diesen Mann erlöst.
Gepriesen seien die
Götter!“
Am Abend feierten wir ausgelassen mit dem Metschaf Molly, das Horn mitgebracht hatte. Narma, eine befreundete blaue Frau Horns, leistete uns Gesellschaft und unter Einfluss des Alkohols wurde es ein vergnüglicher Abend. Dies war auch die Nacht, in dem der Grundstein für die Entstehung der Blutotter gesetzt wurde, als Talin einen Otter im Nachbarlager begattete.
Tag 3, keine Abkühlung in Aussicht
Ich spüre, wie mein Körper immer mehr an Kraft verliert. Die Hitze macht mir sehr zu schaffen. Ich schaffe es kaum, mich zur Wissenssuche aufzuraffen, obwohl mich meine Neugier treibt. Das askalonische Heer ist heute Morgen ohne uns ausgerückt. Die Hitze und die Verletzungen der Gardisten waren eine zu große Belastung, so dass unser Kommandant befahl die Kräfte zu schonen. Schließlich raffte ich mich doch noch auf und begab mich auf die Suche nach den Sephor Assil. Die Sephor Assil habe ich nicht gefunden, dafür wurde ich aber Zeuge eines Rituals im Banner der Einheit. Im Aeristempel des Schreckens sind Geister der Tanar, eines uralten Herrschervolkes, erschienen. Unterwegs erstand ich für zwei Kupfer die aktuelle Ausgabe des Fuchsboten und begab mich auf den Rückweg.
Als ich zurück war, war eine große Schlacht zugange. Ich begab mich zum Schlachtfeld und war wieder mal entsetzt über den Hass, der uns von den Kreaturen Magnas entgegen strömte. Die Schlachtreihe war dünn und es sah an mehreren Stellen so aus, als würde der Feind bald durchbrechen. Ich konnte aus der Entfernung alle vier Lairdoms der Untoten, einen Schwarm Schwarzen Eises mit einem Golem und die Ölige Pestilenz ausmachen. Die Gardisten kämpften unabhängig von Askalon als Stoßtrupp. Nama und ich blieben dabei jeweils im Hintergrund, um die Truppen zu sammeln und mit Wasser zu versorgen.
Am Abend feierten wir Sedricks Geburtstag, als plötzlich Igraina im Lager erschien. Es stellte sich heraus, dass es sich bei ihr nur um eine Projektion handelte. Sie verkündete, dass sie, die neue Knochenkönigin, Emeline von Flowerfield zur Nyame des 6. Siegels ernennt. Immerhin, so wurde im Verlauf des Abends bekannt, hatten die Siedler wohl doch einen kleinen Sieg zu feiern: Der Blutpakt hatte es geschafft, gemeinsam mit den Orks, die Glocke von Corpsdale zu zerstören. Ansonsten verlief der Abend ohne größere Zwischenfälle.
Tag 4… zermürbende Hitze
Zur sechsten Stunde hat die erbarmungslose Sonne mich aus dem Zelt vertrieben. Es ist anstrengend, wenn man erst spät in der Nacht zu Bette gehen kann, weil es vorher zu heiß ist und man morgens kurz darauf von dem Gefühl, man würde gekocht werden, geweckt wird. Der Morgen begann damit, dass wir uns alle mit einem Krug Wasser übergossen. Ich freue mich schon auf die kühlen Räume in unserer Festung.
Der Tag war entsprechend ereignislos. Ich hielt mich die meiste Zeit im Schatten auf oder flanierte durch den Tross auf der Suche nach einem kalten Getränk. Ich erstand die aktuelle Ausgabe des Fuchsboten. Am Abend brach erneut eine Schlacht um die Weltenschmiede aus, in der es letztlich gelang die letzte Urzweiflerin Shey Ksun Aret und die Weltenschmiede endgültig zu vernichten. Die Knochenkönigin konnte leider nicht besiegt werden, aber immerhin diese Gefahr wurde gebannt. Ein Hoch auf die Götter.