Ausbildung neuer Rekruten

– Reisetagebuch von Bruder Fahlon –
Priester des Tempels zur Gottheit Martu in Sonnengrad,
Hauptstadt des Kaiserreiches Drea
und Chronist der Garde

Jahr 18 L.R.

Es war ein kühler Herbsttag und wir hatten uns inzwischen von den Strapazen des Sommers erholt. Im Innenhof der Burg wurden alle Gardisten versammelt, um die allgemeine Ausbildung aufzufrischen. Es wurden neue Rekruten erwartet, die in den Gardistendienst aufgenommen werden sollten. Ich war erstaunt, als ich sah, dass einige der neuen Rekruten gar nicht schlecht gerüstet waren. Während ich in den heiligen Schriften des Pantheons blätterte, kamen immer mehr Rekruten hinzu. Als sich letztlich alle versammelt hatten, begann der Kommandant mit einer Ansprache. Er verlieh mehrere Auszeichnungen und ernannte Laros Eisenfaust zur Faust des Kommandanten, Clemens Quirin Schoettmer und Urs von Bruckner jeweils zu Leutnants und Elisabeth Tannreuther zur neuen Kohortenärztin. Er überreichte feierlich und vor den Augen aller Anwesenden die Auszeichnungen und gab danach das Wort an die Leutnants ab.

Elisabeth begann sogleich mit einem Erste-Hilfe-Kurs, indem sie Leutnant Clemens kurzerhand die Adern am Arm aufschnitt. Die Gardisten mussten schnell handeln und den Leutnant versorgen. Anschließend erklärte Elisabeth den Gardisten, wie sie hätten handeln müssen bzw. wie sie in ähnlichen Situationen handeln sollen. Sie verteilte Verbandstaschen an alle Gardisten und wies sie darauf hin, dass ab sofort die Pflicht besteht, die Verbände immer bei sich zu tragen.

Es folgte ein Kampftraining, bei dem einige Gardisten die Kampfweise der Wildlinge imitieren sollten, um die verteidigenden Gardisten auf ihren Einsatz vorzubereiten. Anfangs stellten sie nicht viel mehr als einen kopflosen Haufen von Kriegern dar, der schnell zerschlagen wurde. Mit der Übung wurden sie jedoch immer effektiver. Nach einem bescheidenen Mittagsmahl aus Brot, Wurst und Käse ging die Ausbildung in die nächste Etappe. Die Gardisten hatten nun die Aufgabe einen Würdenträger zu eskortieren. Zu meinem Leidwesen musste ich diesen Würdenträger darstellen und schon bald verfluchte ich die hirnlosen Kerle, die es nicht mal schafften mich fünf Meter unversehrt zu beschützen. Ich hatte Glück, dass es abgestumpfte Übungswaffen waren, aber nach mehreren Pfeiltreffern und Schlägen von Knüppeln, Schwertern und Äxten spürte ich doch langsam die blauen Flecke.

Am Abend veranstaltete Sedrick ein Turnier zwischen den Gardisten, bei dem verlautet wurde, dass der Gewinner einen Urlaubstag gewinnen könne. Die Regeln waren einfach: Wer mit drei Punkten auf dem Boden war, hatte verloren. Ich schaute den Kämpfen gebannt zu. Das Finale gewann ein neuer Rekrut namens Aiden vom Sümpfle. Laros forderte ihn zum Duell und erhöhte das Angebot: Wenn Aiden gewinnen sollte, würde sich sein Gewinn verdoppeln, würde er hingegen verlieren, wäre auch sein Gewinn verloren. Aiden stimmte zu und eine Weile lang schien es, als seien die beiden ebenbürtig. Der Kampf endete damit, dass beide mit den Köpfen aneinander stießen und umfielen. Da kein Gewinner ausgemacht werden konnte, beschloss der Kommandant, dass Aiden seinen Gewinn von einem Urlaubstag behalten könne.