Wenn man mal nicht auf Nebelwacht ist

– Reisetagebuch von Bruder Fahlon –
Priester des Tempels zur Gottheit Martu in Sonnengrad,
Hauptstadt des Kaiserreiches Drea
und Chronist der Garde

Jahr 19 L.R.

Ich war dienstlich in Freitor unterwegs gewesen. Als ich zurückgekehrt bin, sollte ich schnell erfahren, dass das neue Jahr turbulenter angefangen hatte, als ich es mir in meinen wildesten Träumen hätte vorstellen können. Die Blutotter, eine Söldnergruppe angeführt von Horn, Talin und Nama, waren als Gäste auf Nebelwacht und zur Unterstützung im Kampf gegen die Wildlinge erwartet, weshalb ich ruhigen Gewissens für ein paar Tage nach Freitor vereist war. Als ich zurück war, wurde mir berichtet, dass sie unter dem Bann Xavius an Seite der Wildlinge kämpfen würden und, dass es nicht gelungen sei den Bann zu brechen. Darüber hinaus sind die Dinge Garde intern wohl ebenfalls aus den Fugen geraten, um es nett auszudrücken. Ich versuche die Einzelheiten so zu berichten, wie Laros sie mir erzählt hat.

Demnach sei sein Mündel Elsa im Laufe des Tages spurlos verschwunden. Noch dazu sei Leutnant Clemens ebenfalls verschwunden gewesen. Die Gardisten rückten unter dem Kommando von Leutnant Urs aus und fanden Elsa und Clemens bei den Wildlingen. Wie sich herausstellte, hatte Elsa wohl, aus welchen Gründen auch immer, den Leutnant bewusstlos geschlagen und zu den Wildlingen verschleppt. Sie selbst konnte sich nicht mehr an die Gründe erinnern. Als Kommandant Sedrick davon erfahren hatte, hatte er sie wohl gefangen nehmen lassen und sofort vor Gericht gestellt. Da ein Blutritual und somit der Einfluss des Hexers ausgeschlossen werden konnten, hatte Sedrick wohl verkündet, dass davon auszugehen sei, dass Elsa nach eigenem Willen gehandelt habe, auch wenn sie dies bestreite. Er verurteilte sie zum Tode und lies sie hinrichten. Ich war fassungslos, als ich erfuhr, dass er von Laros selbst verlangt hatte, sein Mündel hinzurichten. Er hatte sich wohl geweigert und sich mit Sedrick gestritten, woraufhin Clemens den Todesstoß vollzogen hatte.

Das irritierende daran war, dass während Laros mir all dies erzählte, Elsa neben uns am Tisch saß – und sie sah alles andere als tot aus. Ich war über alle Maßen verwirrt und gespannt, wie die Geschichte weitergehen würde. Ich war gerade am Trinken und verschluckte mich fast, als Laros mir erzählte, er sei kurz darauf einem schwarz geflügelten Wesen begegnet, das ihn ebenfalls getötet hatte. Elisabeth bestätigte, dass sie Laros Körper untersucht hatte und er eindeutig tot gewesen war. Er berichtete weiter, dass die Todesgöttin Marra ihn in sein Reich gerufen hätte und ihm anschließend wieder sein Leben geschenkt hatte. Ich zweifelte keinen Moment an seinen Worten, da Laros immer sehr aufrichtig war und ich mir schon gedacht hatte, dass die Götter ihre Finger im Spiel hatten.

So wie Laros erzählte, hatte Marra ihn wohl dahingehend geprüft, ob er in der Lage wäre, seinen inneren Seelenfrieden zu finden und mit der Sache mit Elsas Tod abzuschließen. Außerdem hatte sie einen Auftrag an ihn, der besagte, dass er sich darum kümmern solle, dass Elsa bestattet wird. Er berichtete, dass er dies veranlasst hat, worauf die Stimme der Göttin erklang und Elsa anschließend wieder aus der Asche auferstanden sein müsse.

Laros und ich diskutierten noch lange darüber, worin genau die Prüfung der Götter in diesem Zusammenhang aussahen. Den Ausführungen Marras zur Folge, war die Göttin Norrona ebenfalls involviert und war wohl diejenige, die Elsa zu ihrer Tat beeinflusst hatte. Der arme Leutnant hatte darunter mit am meisten gelitten, auch wenn wahrscheinlich viele seiner Gardisten der Meinung sind, er habe es verdient. Im Lager der Wildlinge ist er gefoltert worden, hat Felle an den Körper genagelt bekommen und ist verspottet worden. Zum Glück konnte er jedoch befreit werden und schlimmere Verletzungen verhindert werden.