Feldzug nach Kal’Hattra

– Reisetagebuch von Bruder Fahlon –
Priester des Tempels zur Gottheit Martu in Sonnengrad,

Hauptstadt des Kaiserreiches Drea
und Chronist der Garde

Jahr 19 L.R.

Wir sind in einem mir unbekannten Gebiet namens Kal’Hattra angekommen und haben unser Lager inmitten der Zeltstadt Askalons errichtet. In diesem vom Krieg gegen die Verfemten zerrütteten Gebiet ist das Ignisvolk der Razash’Dai beheimatet. Zum Zeitpunkt unserer Ankunft war noch unklar, wie sie sich bisher gegen die Heere der Verfemten gehalten hatten. Nicht lange nach unserer Ankunft begegneten wir den ersten Vertretern dieses Volkes, die versuchten einen Ignistempel gegen das Schwarze Eis zu verteidigen. Begleitet wurde das Schwarze Eis von einer Frau, die eine Gruppe goldmaskierter Krieger befehligte. Es stellte sich heraus, dass Noreen Brandbringer wie sie genannt wurde, ebenfalls vom Ignisvolk der Razash’Dai stammte. Es war allerdings verwunderlich, warum sie mit ihrer Vulkangarde auf Seiten der Essenzwesen kämpfte. Der Tempel konnte letztlich verteidigt werden und die Verfemten vorerst vertrieben werden. Nicht lange danach riefen die Narech Tuloch um Hilfe. Manca Chattra, ein mächtiges Wesen aus dem Terravolk der Laka Tain war in Bedrängnis. Das Terrawesen erinnerte mich an den Wald, mit einem großen Hirschgeweih und verschiedenen Pflanzen am sonst eher menschlichen Körper. Wieder waren die Essenzwesen und die Vulkangarde vor Ort und hielten die Manca Chattra gefangen. Es gelang den Siedlern sie zu befreien und sie rief die Anwesenden auf, ihr zum Hof der Gebeine zu folgen. Ich kapselte mich vom Rest der Garde ab und beschloss dem Wesen zu folgen. Dilah, eine junge Händlerin aus Khurrash, die seit kurzem mit uns reiste, begleitete mich.

Der Hof der Gebeine war ein Friedhof der Laka Tain inmitten eines dichten Waldes. Die Manca Chattra erklärte, dass die Qui’hen Assil ihren Blick von der Welt abgewandt hätten, um einer anderen Aufgabe nachzugehen. Das gleiche hatten mir im vergangenen Jahr bereits die Edalphi erklärt. Es war nicht einfach ihren Ausführungen zu folgen, da ich die ganze Zeit über ein ungutes Gefühl und ein Kribbeln im Nacken verspürte. Sie erzählte irgendetwas über einen Samen Terras, den sie anschließend einem Siedler einpflanzte. Mein Unwohlsein wurde immer stärker und so beschlossen Dilah und ich zurück in unser Lager zu gehen.

Die Nomadenvölker Khurrashs sind ein interessantes Volk. Dilah hatte viele Fragen und wir verbrachten einige Stunden in spannenden Debatten. Sie hatte ein sehr verstörendes Verhältnis zu Pferden, das auch in nicht nachvollziehbare Handlungen resultierte. Noch irritierender war jedoch, dass sie gar keinen Glauben hatte und sich nichts unter Göttern vorstellen konnte. Mein Interesse war geweckt und ich machte mir zur Aufgabe die junge Frau zu bekehren.

Am nächsten Tag begleitete mich Dilah auf meiner Wissenssuche. Wir lernten die Sephor’Assil kennen, ein Aquavolk, das den vor Ort aufgetauchten Aquaschrein, die Zitadelle des Lebens, hütete. Wir ließen uns von den fischähnlichen Wesen überzeugen den Aquaschrein zu stärken, indem wir Aufgaben erfüllten. Da ich inzwischen eindeutige Parallelen zwischen Aqua und Apsu nachweisen kann und ich mich der Göttin sehr verbunden fühle, ging ich der Aufgabe mit Freuden nach. Ich sollte bei zehn Wesen den Puls fühlen und dabei notieren, was ich gelernt habe. Dilah sollte einen kleinen Aquaschrein bauen. Der erste wichtige Grundstein zur Bekehrung Dilahs war damit gelegt. Ich half ihr bei der Planung und beriet sie über Apsu und die Parallelen zu Aqua. Letztlich konnten wir beide unsere Aufgabe zufriedenstellend erfüllen. An der Zitadelle des Lebens war leider auch der Untod anwesend. Dilah und ich wurden zufällig Zeugen eines Streites zwischen Rakasha und Miriell, Mitray’Kor der Weisheit. Sie entschieden es solle ein Duell stattfinden, bei dem jeder seine fünf besten Krieger antreten lassen solle. Als Preis forderte Rakasha Miriels Dreizack, im Gegenzug forderte Miriell fünf von Rakashas schwarzen Federn. Dem Duell wohnten wir bei und mir den Federn gelang es wohl irgendwie Rakasha endgültig zu vernichten.

Später, als wir uns gerade im Lager ausruhten, kam eine Frau der Blutotter, die in der Nähe lagerten und bat um Unterstützung im Kampf gegen die Essenz. Wir rückten aus und Dilah und ich begleiteten die tapferen Gardisten. Wir stellten den Feind in der Nähe des Ignistempels. Die Verwundeten wurden dorthin gebracht, um mit ihrem Schmerz und Leid das Element zu stärken. Als ich sah, wie Ulrich zusammenbrach und in den Tempel geschleppt wurde, begleitete ich ihn. Im Tempel wurde er von Heilern versorgt und ich blieb an seiner Seite. Er war zu geschwächt, um aufzustehen und so verweilten wir dort einige Augenblicke, bis das Chaos ausbrach. Noreen Brandbringer war auf dem Vormarsch und wollte in den Tempel. Ich schaffte Ulrich und mich aus dem Tempelinneren heraus und beobachtete das Geschehen von weiter weg. Die Razash’Dai versuchten Noreen zurück auf ihre Seite zu bringen. In einem Moment kurzer Klarheit erklärte sie, dass ihr Körper immer mehr von der Essenz verschlungen werden würde. Für einen kurzen Moment sah es so aus, als würden sie es schaffen, da tauchte Merthyar, Mitray’Kor der Rache, der inzwischen zum Untod übergelaufen war, auf und zog Noreen wieder auf die Seite der Verfemten.

Der Moment im Ignistempel sollte nicht der einzige Schreckmoment bleiben. Als Clemens mit einer stark blutenden Kopfwunde aus einer Schlacht zurückkehrte, rechnete ich mit dem Schlimmsten. Der Leutnant war einer Fleischnäherin des untoten Fleischs zum Opfer gefallen, die ihm ein Ohr entfernt hatte. Ich begleitete ihn zum Ring der Heiler, wo ihm aber auch nicht weitergeholfen werden konnte, als die Wunde zu säubern und neu zu vernähen. Dilah und ich machten uns auf die Suche nach einem Alchemisten oder Magier, der in der Lage wäre, ein Ohr nachwachsen zu lassen. Dabei blieb unsere Suche leider erfolglos.

Am nächsten Tag verbrachten wir die meiste Zeit damit, Amulette zu basteln. Eine Barriere war aufgetaucht und man brauchte ein Aqua-Amulett, um sie passieren zu können. Dazu musste zunächst eine weitere Aufgabe an der Zitadelle des Lebens angenommen und bewältigt werden. Ich schrieb ein Gedicht zu Ehren Apsus und erhielt dafür eine blaue Kugel kristallisierter Macht Aquas. Diese Kugel sollte ich zusammen mit drei weiteren Dingen in ein Amulett arbeiten: etwas Schönes, etwas Schützendes und etwas von jemandem, der etwas besser kann. Ich entschied mich für eine schöne Holzperle von Dilah, ein Stück schützenden Verband von Nama und ein Stück des Fells meines Kommandanten. Ich verarbeitete die Dinge zu einem Amulett und lies es von den Sephor’Assil durch Gesangsrituale weihen.

Ich verbrachte einige Zeit mit der Wissenssuche und dem Herstellen des Amuletts. Ich habe viele Schrecken erlebt und schreckliche Schlachten mit verfolgt und bin froh, wenn ich wieder in dreanischem Gebiet bin. Nichts desto trotz hat sich die Reise wieder mal gelohnt. Ich habe viele neue Eindrücke und Erkenntnisse gewonnen. Meine größte Errungenschaft auf Reisen war jedoch, dass Dilah sich offiziell zu Apsu bekannte und mich bat, sie als Lehrling in der Wissenssuche zu unterrichten.